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DER FALL FANYA: EIN METALL-KRIMI MADE IN CHINA

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In Kunming, Hauptstadt der Provinz Yunnan im Südwesten Chinas, wurde im Jahr 2011 die Fanya Metal Exchange (= Fanya Metall-Börse) als asiatisches Gegenstück zur London Metal Exchange (LME) ins Leben gerufen, vom Staat gefördert, sehr aggressiv medial beworben und als „reguliertes und somit sicheres Investment“ verkauft.

Die Idee dahinter war, eine globale Handelsplattform für 15 seltene Metalle (darunter beispielsweise Indium, Wismut, Gallium und Germanium) zu etablieren. Dies gekoppelt mit dem Ziel, den Weltmarkt zu dominieren. Dabei wurde potenziellen Anlegern ein Nullrisiko sowie Renditen von bis zu 13,7 Prozent versprochen. Der Startschuss dieses großen Unternehmens fiel im Jahr 2011. Von 2011 bis Anfang 2015 trat die Fanya als der weltweit größte Käufer Strategischer Metalle in Erscheinung und zeigte auch keinerlei Hemmungen, die Preise für Strategische Metalle extrem in die Höhe zu treiben. Zweistellige Aufschläge auf die Spotpreise, nur um sich die entsprechenden Mengen an Metallen auch garantiert sichern zu können, waren keine Seltenheit. Die Folge daraus war eine deutliche Verknappung der frei handelbaren Mengen auf dem Weltmarkt. Alle „Experten“ waren sich damals einig, als die Preise stiegen und stiegen: Die Preise für Strategische Metalle werden auch in Zukunft steigen! Allerdings führten die Experten die Preisanstiege auf die boomende Weltwirtschaft mit einhergehender Knappheit der Metalle zurück.

 

Folgende Bestände lagen – verschiedenen Berichten zufolge – im November 2014 bei Fanya auf Lager:

Indium ca. 3.600 Tonnen mehr als 400% der weltweiten jährlichen Primärproduktion
Germanium ca. 91 Tonnen Ca. 55% der weltweiten jährlichen Primärproduktion
Selen ca. 290 Tonnen Ca. 13% der weltweiten jährlichen Primärproduktion
Tellur ca. 165 Tonnen entspricht mehr als der Primärproduktion von Kanada, Japan und Russland
Wismut ca. 16.900 Tonnen 200% der weltweiten jährlichen Primärproduktion
Gallium ca. 191 Tonnen Ca. 25 % der weltweiten jährlichen

primärproduktion

Quellen: https://pubs.usgs.gov/sir/2016/5152/sir20165152.pdf / Reuters 26.07.2019

In den ersten drei Jahren investierten ca. 220.000 Anleger rund 6,4 Milliarden US-Dollar in Strategische Metalle. Unter den Kunden befanden sich unter anderem Chinas größte Banken und etliche Metallunternehmen. Doch dann kam es zu Problemen:

  1. Die Investoren kauften keine physischen Metalle, sondern Zertifikate. Zwar waren diese Papiere „real time“ handelbar, jedoch waren die Käufer zu keinem Zeitpunkt Eigentümer realer Metalle.
  2. Die zugesagten Renditen von bis zu 13,7 Prozent wurden anfangs zwar ausgeschüttet, das dafür notwenige Geld wurde allerdings vom Kapital neuer Anleger abgezweigt.
  3. Der immer schleppendere Metall-Absatz führte zu einer sich sets ausweitenden Liquiditätskrise von Fanya.

2015 kam dann, was kommen musste: Die Probleme ließen sich nicht mehr lösen und das Modell Fanya fiel von einem Tag auf den anderen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Ein Fall, der bis zum heutigen Tag die chinesischen Gerichte beschäftigt.

Die eingelagerten Metalle wurden im Auftrag des Staates „eingefroren“ und somit verschwand DER Großabnehmer und Preistreiber für Strategische Metalle schlechthin vom Markt. Die bittere Konsequenz für den Rest der Metall-Welt: Eine andauerende und starke Preiskorrektur nach unten.

Der Markt für Strategische Metalle ist zu klein und uninteressant für Manipulationen: So das einstige Credo nahezu aller Experten und Markt-Insider. Der Fall Fanya hat jedoch eindeutig gezeigt, dass beinahe unbemerkt von der Weltöffentlichkeit eine wüste Manipulation von Angebot und Nachfrage im Bereich der Strategischen Metalle stattgefunden hatte. Dies leider mit einer unerfreulichen Konsequenz für jeden Besitzer besagter Metalle. Denn derzeit kann es temporär zu nicht unerheblichen Verlusten kommen, wenn man seine Metalle ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt veräußern will. Und weiter: Die ohnehin – gelinde gesagt – „suboptimale Preissituation“ könnte sich sogar noch weiter verschlechtern.

Nach beinahe vier Jahren Stillstand begann jetzt das Zwischenvolksgericht Kunming im April 2019 mit dem Verkauf der Vermögenswerte der ehemaligen Fanya Metal Exchange und flutet zurzeit den Markt mit Strategischen Metallen. Eine Welle, die die Preise in den letzten Monaten natürlich noch weiter nach unten rutschen ließ.

Hier ein Überblick über die aktuellen Lagerbestände der ehemaligen Fanya Metal Exchange:

Metall                      Bestand 2015

(Angabe in Tonnen)

     Bestand September 2019

(Angabe in Tonnen)

Indium                                3.692,46                               3.594,83
Germanium                                    92,31                                       92,31
Kobalt                                     22,75                                       22,75
Wolfram                                   431,95                                   431,95
Ammoniumparawolframat                                      28.366                                               0
Wismut                              19.228,05                              19.228,05
Gallium                                  197,46                                   197,46
Silber                                       3,32                                         3,32
Vanadiumpentoxid                                          35                                            35
Antimon                              18.660,76                                              0
Tellur                                        170                                         170
Selen                                    337,8                                     337,8
Rhodium                                     0,047                                      0,047
Dysprosiumoxid                                   148,75                                               0
Terbiumoxid                                       4,05                                              0

Quelle: Alibaba Judicial online platform, compiled by Fastmarkets

 

Ersichtlich ist, dass bisher kaum Metalle aus den Lagerbeständen der Fanya verkauft wurden. Wir zitieren hierzu den „Metallbulletin“ vom 20. September 2019:

„Der Kaufappetit auf dem Spotmarkt hat nachgelassen, und die Preise für einige kleinere Metalle wie Indium, Wismut und Antimon haben angesichts des zögerlichen Handelns und der Befürchtungen über die Freigabe von Beständen aus Fanya mehrjährige Tiefstände erreicht.“

„Die beiden jüngsten Auktionen für Wolfram und Antimon haben jedoch gezeigt, dass der Überhang aus Fanya-Beständen den Handel und die Preise stärker belasten könnte als die Freigabe der Metalle selbst.“

„Fanya ist jetzt ein abgeschlossenes Geschäft. Und ist die Sache mal gänzlich vom Tisch, wird sich auch der Überhang lockern“, so ein europäischer Wolframhändler.

Und weiter:

Die Wolfram-Auktion (genau genommen Ammoniumparawolframat, ein Zwischenprodukt bei der Aufbereitung von wolframhaltigen Erzen) verlief erfolgreich, alles ist weg. Das bedeutet natürlich eine nachhaltige Entlastung des Marktes. Und die erste Reaktion desselben stimmt zuversichtlich.

„Das könnte ausreichen, um die Preise anzukurbeln und die Stimmung zu verbessern, sobald die Marktaktivität zurückkehrt.“

Und was für Wolfram gilt, gilt auch für Indium, Wismut & Co.: Der Verkauf des gesamten Fanya-Lagerbestands in einem Guss ist zwar kein Kinderspiel, aber keinesfalls utopisch. Ein Händler sagte zuversichtlich: „Wenn Fanya aus dem Weg ist, werden die Käufer zurückkommen.“

Trotz dieser widrigen Marktbedingungen schaffte es die SMH AG dennoch, Metalle im Wert von rund 17 Millionen Euro für verkaufswillige Kunden zu veräußern. Eine Aufgabe, die nicht einfach war und zudem Zeit und Geduld für uns und unsere Kunden erforderte. Dennoch ist diese Leistung einzigartig. Uns ist nicht bekannt, dass dies einer unserer Mitbewerber geschafft hätte!

Trotz alledem raten wir allen Eigentümern Strategischer Metalle, die aktuell verkaufen wollen, zur Vorsicht: Im aktuell angespannten Marktumfeld veräußern Sie Ihre ECHTEN WERTE zu noch nie dagewesenen Niedrigpreisen! Das derzeitge Überangebot bei diversen Metallen drückt extrem auf die Preise. Bei Indium und Wismut wird besagtes Überangebot wohl noch einige Jahre bestehen bleiben.

Langfristig ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Situation wieder normalisiert. Wer dennoch darauf beharrt, unbedingt jetzt verkaufen zu wollen, riskiert allerdings erhebliche Preisverluste, welche die Kosten für die weitere Lagerung bei weitem übersteigen!

Unser Tipp:

Geben Sie dem Markt die Zeit, die er zur Erholung braucht und verkaufen Sie dann, wenn es sich wieder lohnt. Der Kurs Richtung „bessere Zeiten“ ist bereits eingeschlagen und der Chinesen-Schock könnte alsbald verdaut sein. Auf der anderen Seite bieten sich jetzt einzigartige Chancen, Strategische Metalle extrem günstig zu erwerben. Eine wahrscheinlich einzigartige Chance!

1 Kommentar

  1. Gustav Gans sagt:

    Ergo, zum Thema Indium: Der Markt wird dem Bericht zufolge demnächst mit bis zu rund 3600 Tonnen Indium aus Lagerbestand geflutet, es wird laufend aus der Hauptmetallproduktion (Zinn, usw.) nachproduziert (weil es automatisch anfällt), und es gibt auch schon sehr wahrscheinlich und sehr bald ein günstigeres Ersatzmaterial für Indium bei Elektrogeräten (Touchscreens). Der “echte” Preis von Indium (netto) bewegt sich derzeit (August 2020) bei rund USD 133.– bis USD 145.– (was noch immer weit zu hoch ist), je nach Handelsort und Liefervereinbarung, für 1 kg 4N5 Indium-Metallbarren. Interessierte Investoren werden von diversen “sogenannten Guten und hilfreichen Händlern” mit Preisen bis zu USD 400.– bis USD 500.– veralbert, weil nach dem Motto, zu viel kann man ja nie verdienen, und Dumme gibts ja auch zu Hauf. Und somit ist es eigentlich logisch zu erwarten, dass Indium noch sehr viel weiter im Preis nach unten rutschen wird, weil es einen enormen und zu einem unausweichlichen Nachfrageeinbruch gelangen wird (Indiumüberschuss, Nachfrageeinbruch durch Indiumersatzmaterial). (Preise können für alle Metalle bei “Institut für strategische Metalle und seltene Erden” im Internet eingesehen werden (zur Kontrolle, dass ich keinen Quatsch erzähle); Indium ist ein Nebenmetall) Meine Nachfrage bei ESG in Deutschland ergab, dass Indium 4N5 per kg um nur ca. USD 55.– bis USD 60.–, also rund € 50.– per kg angekauft wird. Somit kann man sehr schön erkennen und nachrechnen, dass Indium für Investoren nach Berücksichtigung Transport, Zoll, Umsatzsteuer, Lagerung, usw. netto maximal € 40.– (ca. USD 47.–) per kg im EK kosten darf, damit man irgendwann in Jahren eine vernünftige Rendite einfahren kann. Bei uns zahlt man bei Händlern ca. den 6 bis 8 fachen Preis des tatsächlichen Wertes aus meiner Sicht, und bei den Chinesen rund den 4 bis 5 fachen Preis, wenn man alle Zusatzkosten berücksichtigt.

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